Predigt

Predigt
   (von lat. ”praedicare“ = laut sagen) bezeichnet die Verkündigung des Wortes Gottes (Kerygma) durch den in der Kirche im Namen Jesu amtlich dazu beauftragten Menschen (Frau oder Mann, Geweihter oder ”Laie“). Die biblischen Entsprechungen werden gewöhnlich unter Verkündigung “ (vgl. auch Prophet) besprochen. Die P. hatte hinsichtlich ihres ”Ortes“, der Sprechenden u. Hörenden, ihrer Gestaltung (formale u. materiale Vielfalt) u. der Rechtsvorschriften eine überaus komplizierte Geschichte. Im kath. Bereich sorgten die sog. Bettelorden u. Mystiker, in den ev. Kirchen die Mittelpunktstellung des Wortes Gottes für neue Impulse des Predigtwesens. Mit den praktischen u. inhaltlichen Aspekten sowie dem spirituellen Geschehen bei der P. befaßt sich innerhalb der Theologie die Homiletik. – Im theol. Verständnis ist P. nicht Lehre oder Information, die auch unabhängig von ihr zugänglich wären, u. nicht moralischethischer (oder im schlimmen Fall auch moralisierender) Impuls, sondern Proklamation des wirksamen, liebenden u. vergebenden Heilswillens Gottes (des Evangeliums). Dieser wird zeit- u. situationsbedingtWirklichkeit in seiner Verkündigung: In ihr verbindet Gott sein verkündigtes Wort mit seiner wirksamen Gnade, u. diese Gnade ist als Selbstmitteilung Gottes das Verkündigte selber, das bewirkt, daß es von hörenden Menschen in Freiheit angenommen wird. Beides, die Proklamation u. die Gabe des Hörens u. der Zustimmung in Gnade, bietet Gott mittels der Kirche auch dort noch an, wo menschliche Eitelkeit sich selber predigt. So besteht ein innerer Zusammenhang zwischen dem wirksamen Wort Gottes, das dem einzelnen Menschen in seiner Situation vor Gott auch im Sakrament zugesprochen wird, mit der Proklamation der Heilstat Gottes in Tod u. Auferweckung Jesu, die in der Eucharistie wirksam gegenwärtig gesetzt wird, u. der ”normalen“ P. Darum darf derWortgottesdienst, wie bei Katholiken noch weithin üblich, nicht abgewertet werden. Bei der P. hat die Einweisung in die gläubig verstehende Annahme des wirksamen Wortes, die Mystagogie, neben allen andern sinnvollen Formen u. Inhalten der P., den Vorrang. Für die Verbreitung gesellschaftlicher Impulse, theol. Auseinandersetzungen, Vermittlung von Informationen usw. gibt es andere öffentliche Möglichkeiten u. kirchliche Orte als die der P. Die weithin übliche monologische Kommunikationsstruktur der P. ist weder vom Wort Gottes her geboten noch sachlich notwendig. Erinnerung des Wortes Gottes, Kommunikationsvorgang u. Lernprozeß sind grundsätzlich gemeinsame Vollzüge aller Beteiligten, Frauen u. Männer, Geweihter u. ”Laien“.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Predigt — in einer dänischen Kirche …   Deutsch Wikipedia

  • Predigt — (älter obd. Predig) Sf std. (9. Jh.), mhd. predige, bredige, ahd. prediga, brediga Entlehnung. Entlehnt aus ml. predica öffentlicher Vortrag, Predigt . Daneben mit Dental mhd. predigāt, das ein früh rom. * predicāta vorraussetzt.    Ebenso nndl.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Predigt — Predigt, 1) ein erbaulicher Vortrag über Wahrheiten der christlichen Glaubens od. Sittenlehre, od. auch über allgemeine Wahrheiten, aber mit Beziehung auf Glauben u. Sittlichkeit. Die Frage, ob die P. ein Kunstwerk sein, od. ob sie in ihrer… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Predigt — (v. lat. praedicare, »verkündigen«), die religiöse, speziell kultische Rede durchweg auf Grund eines biblischen Textes, von andern Reden, Vorträgen etc. vor allem durch lebendigere Anschaulichkeit und erweckliche Eindringlichkeit unterschieden.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Predigt — (vom lat. praedicāre, verkündigen), öffentliche erbauliche gottesdienstliche Rede, mit Zugrundelegung eines Bibelwortes (Text). – Vgl. zur Geschichte der P. Rothe (1881), Linsenmayer (1886), Albert (3. Bde., 1892 96), Hering (1897) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Predigt — (lat. praedicatio, ital. predica, sermone, frz. prêche, sermon, engl. preachment), die Verkündigung des Wortes Gottes unter den Menschen; näher die Verkündigung des Wortes Gottes, wie dasselbe in Christo zum Heile der Menschen erschienen ist, um… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Predigt — ↑Homilie …   Das große Fremdwörterbuch

  • Predigt — 1. Auf eine gute Predigt gehört (soll) ein gut Vaterunser (folgen). 2. Auf eine gute Predigt gehört ein guter Gesang. – Pauli, Postilla, 81b. 3. Der thut die beste Predigt, der sich selbst hört. – Lehmann, 461, 7. 4. Die Predigt hat den Fischen… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Predigt — Pre|digt [ pre:dɪçt], die; , en: 1. während des Gottesdienstes gehaltene religiöse Ansprache: er hat gestern die Predigt gehalten. Zus.: Grabpredigt, Osterpredigt, Weihnachtspredigt. 2. (ugs.) Ermahnung, Vorhaltungen: du kannst dir deine Predigt… …   Universal-Lexikon

  • Predigt — Ein Prediger in der Wüste sein: keine Aufmerksamkeit finden. Die Wendung bezieht sich auf Jes 40,3: »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste« (Vulgata: »Vox clamantis in deserto«), was, gedeutet auf Johannes den Täufer, Mt 3,3 und öfter… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Predigt — Pre̲·digt die; , en; 1 die Rede (über ein religiöses Thema), die ein Pfarrer in der Kirche hält <eine Predigt halten> || K: Osterpredigt, Pfingstpredigt, Sonntagspredigt, Weihnachtspredigt 2 gespr pej; eine lange und ernste Ermahnung ≈… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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